Wie mich der „Standard“ auf die Literatur bringt
Den „Standard“ mag ich nicht, das wird keinen wundern. Vor allem den recht ungustiösen Rauscher kann ich nur einmal lesen, dann brauche ich eine Woche Erholung. Soviel Dummheit macht Verdauungsbeschwerden und Kopfweh. Gleichzeitig.
Aber vor einiger Zeit haben die in der „Kultur“ etwas über den Ferdinand Sauter gebracht. Den hatte ich beinahe schon vergessen. Aber ich habe mich erinnert, früher oft an seinem Grab vorbeigegangen zu sein, denn ich habe viele Verwandte dort am Hernalser Friedhof liegen. Und das Gedicht auf seinem Grabstein hatte ich noch bruchstückhaft im Gedächtnis. Schon als Kind hat mich das beeindruckt.
Jetzt aber die ganze Grabinschrift. Er hat das zu Lebzeiten gedichtet, seine Freunde haben die Inschrift auf seinem Grabstein anbringen lassen.
Viel genossen, viel gelitten,
Und das Glück lag in der Mitten;
Viel empfangen, nichts erworben,
Froh gelebt und leicht gestorben,
Fragt nicht nach der Zahl der Jahre
Kein Kalender ist die Bahre,
Und der Mensch im Leichentuch
Ist ein zugeklapptes Buch.
Darum, Wand’rer, ziehe weiter,
Denn Verwesung stimmt nicht heiter.
Dichter wie Sauter gibt es nicht mehr. Ich kenne keinen. Er ist es wert, sich zu erinnern.
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