Zeit für noch ein Gedicht
Heinrich Heine hat dieses Gedicht geschrieben. Wie vieles von ihm ist das aktuell, prophetisch geradezu.
Es liefre seine Waffen aus
Ein jeder in dem Gildenhaus;
Auch Munition von jeder Sorte
Wird deponiert am selben Orte.
Wer auf der Straße räsoniert,
Wird unverzüglich füsiliert;
Das Räsonieren durch Gebärden
Soll gleichfalls hart bestrafet werden.
Vertrauet Eurem Magistrat,
Der fromm und liebend schützt den Staat
Durch huldreich hochwohlweises Walten;
Euch ziemt es, stets das Maul zu halten.
Man darf nicht vergessen: Zu Zeiten Heines gab es so etwas wie ein Waffengesetz gar nicht. Jedermann konnte sich kaufen, was er wollte, er konnte es herumtragen, einstecken, mit sich führen. Beliebt waren Reisepistolen, die man unterwegs dabei hatte. Mozart, Heine Goethe, Kleist, unzählige andere auch. Keiner fand etwas dabei, es war selbstverständlich. Dabei gab es weniger Straßenräuber als heute.
Dennoch: Manchmal war die Obrigkeit besorgt. Und dann geschah das, was das Gedicht beschreibt. Heute ist die Obrigkeit – so scheint es – immer besorgt. Die Angst vor dem Bürger beschäftigt die Behörden. Sie haben allen Grund dazu.
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