Man muß nicht jeden Tag feiern
Habe ich auch nicht. Ich habe den 8. Mai nicht gefeiert. Und das mit gutem Grund. Ich war nämlich am 8. Mai 1945 in Wien, bin mit meiner Mutter und unseren Bekannten im Keller gesessen, wir haben uns nicht herausgetraut, es hätten ja immer noch Bomben fallen können. Daß es überhaupt aus war, haben wir ja nicht gewußt.
Unsere „Befreier“ waren aber ja schon da und sie haben uns von vielen Sachen befreit, an die ich mich gewöhnt hatte. Telefon war weg, Radio war weg und die Uhren (alle) waren auch schon weg. Der Ruf: „Urrah!, Urrah!“ war uns schon vertraut und man wußte, was dann kam. Plünderungen und anderes.
Die Wohnung war auch bald weg und dann saßen Kommunisten drinnen und die Großmutter hat uns dankenswerter Weise aufgenommen. Meine Mutter saß im Gefängnis, weil die Kommunisten, die sich in unserer Wohnung eingenistet hatten, sie als „Faschistin“ einsperren hatten lassen. Natürlich war sie keine, war aber damals egal. Das Wort von einer Kommunistin hatte genügt und sie war schon verhaftet.
Man wird also verstehen, daß ich diesen 8. Mai nicht feiere und auch nicht feiern kann. Und auch in aller Zukunft nicht feiern werde.
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