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Ein Mann und sein Gewehr

Ein Mann und sein Gewehr

Es gibt einen Spruch: „Hüte Dich vor dem Mann, der nur ein Gewehr hat – er weiß damit umzugehen!“ Der Mann mit nur einer Waffe versteht also sein Handwerk, kennt seine Waffe, er weiß zu kämpfen, er weiß sich zu verteidigen und er wird seine Familie und sein Land wirksam schützen können.

Gibt es natürlich nicht mehr so häufig. Wer hat schon nur mehr „ein Gewehr“?

Wir leben im Luxus, auch die Jäger unter uns und die Sportschützen auch. Normalerweise haben diese Menschen schon mehrere Waffen für verschiedene Einsatzzwecke und wissen wahrscheinlich auch damit umzugehen. Aber jeder von uns hat sicher eine Lieblingswaffe, eine Waffe, die er sicher zu allerletzt hergeben würde, mit der er vertraut ist, die ihn begleitet und die er liebt, ja liebt, denn die Liebe zu einer Waffe gehört auch dazu.

Wahre Waffenkenner und wahre Waffenliebhaber wissen das. Einer der besten Waffenkenner und Schießtrainer, den ich kennenlernen durfte, nämlich Jeff Cooper, hat sich darüber natürlich auch Gedanken gemacht. Für ihn war der „Scout“ der Einzelkämpfer, der Mann mit dem „einen“ Gewehr, der Soldat, der allein und auf sich alleine gestellt mit seiner Waffe – und das ist eben das Gewehr – unterwegs ist, kämpft und letztlich auch siegt.

Jeff Cooper hat sich lange Zeit damit beschäftigt, ein solches Gewehr zu entwickeln. Und es ist erfreulich, daß er die Firma Steyr als Partner dazu gefunden hat. Die haben nämlich seine Ideen umgesetzt und das „Steyr Scout“ entwickelt und hergestellt. Seine Vorgaben waren: Kaliber 308, eine überall verfügbare, kurze und in der Wirkung ausreichende Patrone. Jeff hatte nämlich ein tiefes Mißtrauen in die derzeitige Militärpatrone .223 und das völlig zu recht.

Das Gewehr sollte leicht sein, kurz und über ein vorne liegendes, wenig vergrößerndes Zielfernrohr (2,5fach), das wie von selber in Ziel findet, verfügen. Dazu ein Notvisier, wegklappbar, zwei Magazine zu je 5 Schuß, eines davon im Schaft und eine hervorragend konstruierte Trage-Schlaufe (Ching-Sling), damit auch des freihändige Schießen gewährleistet war. Außerdem in klappbares Zweibein, für den sicheren Schuß aus der „prone-position“. Die Waffe war trotz des kurzen und recht dünnen Laufes erstaunlich präzise. Repetierer ist klar, wer braucht schon einen Halbautomaten. Jeff Cooper hat ihn nicht gebraucht und einen Vollautomaten (Sturmgewehr, MP) schon gar nicht. Er wollte immer den präzisen Schuß und nicht das heute so beliebte „spray and pray“.

Das alles haben die Konstrukteure der Firma Steyr mit Hilfe von Jeff zustandegebracht und das Scout- Gewehr hätte ein Erfolg werden können. Aber dieses Gewehr wurde nicht wirklich geliebt, vor allem nicht von den Produzenten selber. Es wurde daher in Europa nicht wirklich ein Erfolg. Und in den USA und vor allem in Afrika wurde es praktisch nicht angeboten und war daher weitgehend unbekannt. Und über die österreichischen und deutschen Jäger muß ich dabei nicht weiter sprechen. Wenn man sich das gescheite Gewehr ansieht muß man sagen: das wollen unsere Jäger nicht. Die sind nämlich leider nicht gescheit genug für so etwas.

Natürlich habe ich so ein Gewehr und ich habe in Afrika und auch in Europa viel und erfolgreich damit gejagt. Ich bin anscheinend also eher ein Scout als ein klassischer Jäger. Meine Freunde in Afrika hätten es gerne gekauft, es war aber einfach nicht zu bekommen und es ist mir nicht gelungen, die Freunde von der Fa. Steyr aufzuwecken. Meines wollte ich natürlich nicht hergeben.

Besonders bemerkenswert ist die Geschichte des Scout Dragoon, auch eine Idee von Jeff. Dasselbe Gewehr sollte nämlich auch für eine Patrone im Kaliber 375 eingerichtet werden, die allerdings verkürzt zu der Patrone 376 Steyr geworden ist und die auch in das kurze System gepaßt hat. Damit wäre das Gewehr auch für Afrika großwildtauglich geworden und auch in den USA und in Kanada auf wehrhaftes Wild einsetzbar gewesen. Allerdings: die Patrone mußte neu konstruiert werden. Keine wirklich große Sache, jedoch war die damalige Fa. Hirtenberger dazu nicht in der Lage und jetzt produziert das Hornady.

Natürlich habe ich auch ein solches Gewehr in diesem Kaliber. In Afrika hervorragend in der Wirkung und Präzision, aber auch in Europa auf schwere Sauen. Aber weder in Afrika noch in den USA ist das Gewehr vertrieben worden und die Produktion wurde inzwischen eingestellt. Vielleicht war die Patrone doch etwas zu kräftig für unsere Jäger oder die Jäger zu schwach dafür. Kann sein.

Ich erinnere mich noch an einen Abend, wo ich mit Jeff und seiner Lindy zusammengesessen bin. Es war recht resignativ, die Fa. Hirtenberger hatte gerade die Patronenproduktion für die 376 Steyr abgesagt und Jeff meinte: „Die Österreicher verstehen halt nichts vom Geschäft und davon, wie man Waffen verkauft leider auch nichts!“

Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer eine Geschichte, die ich noch abschließend berichten möchte.

Jeff Cooper ist 2006 verstorben. Er hat uns viel hinterlassen: seine Bücher, sein Wissen und das Steyr Scout. Eine Legende. Wenn so eine Berühmtheit stirbt, so ist es die US-Tradition, für ihn sogenannte „Commemoratives“ herzustellen und zu vermarkten. Von Winchester gibt es fast jedes Jahr solche Gewehre, verziert, graviert und mit Sonderausstattung. Man mag das für kitschig halten, es ist aber eine Art ehrwürdige Denkmalpflege. Cooper hätte sich so ein Denkmal zweifellos verdient und viele Menschen, vor allem in den USA, hätten sich so ein Gewehr gerne in den Waffenschrank gestellt.

Ich habe daher diese Idee, also ein„Steyr Scout Jeff Cooper Commemorative“herzustellen und zu vermarkten, damals bei der Fa. Steyr angeregt. Die Antwort der damals Verantwortlichen darauf:

„Wer soll denn das kaufen?“

Dem ist wirklich nichts hinzuzufügen. Cooper hätte es aber schon vorher gewußt.

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