Na sowas …
Da schreibt doch glatt einer aus dem Innenministerium der Polizei eine e-mail*. Man möge, steht drin, den „kritischen“ Zeitungen nur Informationen geben, die gesetzlich vorgeschrieben sind – und wenn schon mehr, dann sollen auch Sexualdelikte und die Namen der Täter vorkommen
Na sowas von böse!
Großer Aufschrei aller Medien, der Opposition, des HBP, des Herrn Bundeskanzlers. Das Ende der Medienfreiheit wird ausgerufen und Herrn Kickls Rücktritt gefordert. Endlich hat Austria – nach dem SPÖ-Desaster von letzter Woche – wieder was zum Entsetztsein. Das ist wichtig, weil die Gutmenschen nur Ihresgleichen lieb haben, jedenfalls sicher nicht die jetzige Regierung.
Daher erstens: Es ist doch sehr nett, dass nur Zeitungen genannt sind und der größte, einflussreichste Meckerer nicht, nämlich der ORF. Um zu wissen, was in der Zeitung steht, müsste man lesen können, was in den meisten Fällen nicht zutrifft. Beim ORF muss man nur ein bisserl deutsch können, was öfter zutrifft.
Zweitens: Woher beziehen unsere (übrigens von uns fett subventionierten) Zeitungen ihre Informationen? Sie recherchieren? Falsch. Offensichtlich von der Polizei und von ein paar Plaudertaschen aus der Politik. Der Rest sind Meinungen oder Auskünfte sogenannter Experten.
Macht aber nichts, weil sowieso kaum noch wer eine Zeitung liest. Genau deshalb finanzieren wir ja diese Gratisblätter, die überall herumhängen, damit’s nicht fad wird beim U-Bahn-Fahren. Sorry, wieder falsch. Damit derweil die Gehirne gewaschen werden.
Drittens: Wie wär’s mit der Unschuldsvermutung? Der Herr Kickl hat den Brief überhaupt nicht geschrieben, sondern der Ressortsprecher. Gut, der Minister ist für alles verantwortlich, auch für Sachen, von denen er nichts weiß. Aber man müsste ihm fairerweise die Chance geben, Konsequenzen zu ziehen.
Und viertens schließlich: Der HBP hat in seiner Meldung zuerst (!) das Wort „Meinungsfreiheit“ geäußert und danach erst „Pressefreiheit“. Ist doch großartig, wir haben jetzt die Meinungsfreiheit!
Liebe Grüße
Killercat
P.S.:Diee-mail = englisch = electronic mail. Und „mail“ heißt „Post“, weshalb das Ganze weiblich ist, liebe Journalisten (besonders jene von der Kleinen Zeitung).
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