Es geht schon los!

Es geht schon los!

Im ORF nämlich. Eine unsägliche Sendung in Ö 1 wurde dazu instrumentalisiert, wieder einmal gegen den legalen Waffenbesitz zu hetzen. In den Querschüssen wurde bereits darüber berichtet.

Jetzt gibt es einen ausführlichen Kommentar von einem Leser, der aber ungenannt bleiben möchte. Da es die Meinungsfreiheit in Österreich nicht mehr gibt, bringe ich das ohne Namensnennung.

Der Bericht geht an die Frau Scharang, die dafür verantwortlich war.

Sehr geehrte Frau Elisabeth Scharang,

Charmant und deeskalierend baten Sie die beiden hervorragend vorbereiteten und klugen Gäste Ihrer gestrigen Sendung, einen Geschäftsmann und einen Polizisten (dessen Damen und Herren Kollegen ständig hervorragende, lebensgefährliche, unbedankte und wichtige Schwerstarbeit leisten), die Hörer, Anrufer und Mail-Versender, beim heiklen Thema doch bitte ruhig und sachlich zu bleiben.

Sie selbst blieben es nicht. Ich kenne Sie als Regisseurin, Drehbuchautorin und Dramaturgin. Eigentlich hätten Sie die hörenswerte und wichtige, aufklärende Ö1-Sendung moderieren sollen. Leider haben Sie nicht moderiert, sondern Partei ergriffen. Die Regie, Sie möchten das bitte als Kritik an Ihrem beruflichen Rüstzeug nehmen, ist Ihnen vollkommen entglitten. Ihre Statements waren dramatisch. Die Zwischentöne, die Gesprächsführung parteiisch. Das ist, wie gesagt, inhaltliche Kritik und Fassungslosigkeit, die Ihrer Parteilichkeit entspringt, nicht aber persönliche Kränkung. Aber das ist ja selbstverständlich. Heutzutage muß so etwas unglücklicherweise extra postuliert werden. Das ist schade.

Wieso Sie dem neunmalklugen jungen Preußen derart breiten Raum eingeräumt haben (da bin ich nicht fair – ich denke immer entsetzt an 1938 und mag germanische Klugschei…, Pardon -exkrementierer, Besserwisser, nicht. Aber das tut nichts zur Sache), ist nicht nur mir ein Rätsel. Ich interpretierte sein langes Statement so, daß wir unbescholtene Waffenbesitzer (und besorgte Bürger) als Sportler sublimieren und wieder zu Pfeil und Bogen greifen sollten. Von Ihnen kam kein Widerspruch. Auch nicht der Einwand, daß die barbarischen Massaker, die Schwerstverbrechen der islamistischen Terroristen, die Massenmorde notfalls mit Messern, Macheten, Kraftfahrzeugen verbrochen werden. „Begangen“ kann ich bei derart entmenschten Bestien leider nicht sagen. Lästigen Unterbrechungen unsäglicher Musik boten Sie Raum. Und Ihrer persönlichen Meinung. Einspruch, Euer Ehren: bei aller Wertschätzung – sie interessiert mich nicht. Ich wollte den Gästen lauschen, den Hörern, deren vorsortierten Zuschriften. Sie selbst sollten moderieren. Aber moderat waren Sie mit all Ihren Zwischenkommentaren nicht. Das tut mir sehr leid. Sie haben Partei ergriffen. Und somit (bei all der verständlichen Emotion, die Sie sich doch mehrmals so nachdrücklich verbaten), nicht bös sein bitte, beruflich unprofessionell gehandelt.

Sie waren – dies kein persönlicher Eindruck, sondern ein sachlich begründetes Statement – inhaltlich auch unorthodox vorbereitet. Den sonstig immer hohen, ja höchsten Oe1-Standard, das Niveau fand ich leider nicht. So meinten Sie entsetzt, daß Polizisten ihre Dienstwaffen nun auch privat tragen dürften. Falsch. Es geht um Waffenpässe, die das Tragen einer privaten Schußwaffe erlauben, um sich notfalls selbst in Dienst stellen zu können (die Beschränkung, daß das private Kaliber des Revolvers oder der Pistole nicht größer sein dürfe als das der Dienstwaffe, ist natürlich vollkommener Bürokratenunsinn). Ihre Hauptsorge diesbezüglich lautete – ich hörte mir die Sendung online nochmals an, um Ihnen sachlich nicht unrecht zu tun – bestand darin, ob das nicht Streß und ein Sicherheitsrisiko bedeuten würde. Als die beiden Studiogäste an anderer Stelle auf mögliche laienhafte Fehl- oder Überreaktionen verwiesen und die tolle Ausbildung der Sicherheitskräfte, denen voll zu vertrauen sei, lobten, hätte ich mir eigentlich Ihren Einwand erwartet, daß heuer oder im Vorjahr ein junger Wiener Polizeibeamter seine Freundin mit seiner Glock 17-Dienstwaffe ermordet hatte.

Auch ein bisserl historisches Grundwissen hätte die spannende Sendung zusätzlich bereichert. Eine der ersten Durchführungsverordnungen, quasi Gesetz, der nationalsozialistischen Verbrecherbanden nach der Machtergreifung (richtiger: Machterschleichung) 1933 bestand darin, Juden (und „anderen Personen artverwandten-, nichtdeutschen Blutes“- später auch allen Regimegegnern) privaten Waffenbesitz zu verbieten. Da ließen sich die Lämmer nach der Wannseekonferenz leichter zur Schlachtbank führen und zu Millionen ermorden, ohne Widerstand „befürchten“ zu müssen. Das kam in der Moderation nicht vor. Nein, dem – meiner Meinung nach weltfremden – deutschen „Experten“ haben Sie nicht widersprochen. Ich bin entsetzt über Ihre Redaktion, über Ihr Team, wie wenig präzise, klug und vif und sachkundig man Sie auf die Moderation vorbereitet hat. Da hat Sie der ORF im Stich gelassen. Das gefällt mir garnicht.

Noch weniger gefallen hat mir Ihr fehlender Hinweis auf die menschenverachtenden Massenmorde, vor allem in Frankreich. Hunderte wurden hingemetzelt im Namen eines Gottes – und kein einziges Opfer war, das ist ja politisch nicht korrekt und ideologisch nicht gewollt, in der Lage, auch nur einen Schuß gegen die Amokläufer (das war natürlich kein Amoklauf, das war ein beinhart kalkuliertes, medial vorbereitetes, brutales und unbarmherziges Vernichten von Menschenleben). Der private Sicherheitsexperte versuchte einen entsprechenden Einwand und Hinweis. Bei jeder Wortmeldung eines Anrufers, der nicht Bertha von Suttners „Die Waffen nieder!“ zitierte (und seltsamerweise trotzdem in einer ORF-Sendung live durchgeschaltet wurde), waren Sie entsetzt und besorgt und beunruhigt.

Sehr geehrte Frau Scharang, gewisse „Basics“, ein paar grundlegende wichtige Informationen hätte Ihnen ihre Redaktion bei der Recherche vor der Sendung auf ein Zetterl schreiben können. Etwa den ganz fundamentalen Unterschied zwischen Selbstjustiz und Notwehrrecht bzw Nothilfe. Oder den Hinweis, daß eine Entwaffnung der rechtschaffenen Bevölkerung zu einer Explosion an Kriminalität führt. Studien (gegenüber denen ich immer sehr, sehr skeptisch bin. Polizeigeneral Mahrer hat mich zurecht dafür geschimpft, die einen infrage zu stellen und andere dann zu zitieren) aus England beweisen, daß nach den gottlosen, schwerstverbrecherischen Amokläufen an der Schule das totale Waffenverbot in Großbritannien zu ca 300 % mehr Einbrüchen geführt hat – die Verbrecher wissen nun ja, sehr beruhigt, daß sich die Greisin, der Teenager als Opfer nicht mehr effektiv wehren können. Ich korrigiere: dürfen.

Vor einigen Jahren hatten wir in Wien einen Überfall auf einen Juwelier. Nachts wurde erst das Gitter im Hinterzimmer aufgebrochen. Eine Tatvorbereitungshandlung. Die Polizei war – laut damaligen Medienberichten – sofort zur Stelle, in großer Sorge, kompetent, aber hilflos (meine Lesart: durch den Gesetzgeber im Stich gelassen. Anm.). Es sei ja noch nichts passiert. Der alte Goldhändler legte sich dann nachts besorgt im Geschäft schlafen. Dann kamen mehrere Osteuropäer. In Todesangst hat er vor der rücksichtslosen und brutalen Übermacht – die, wenn ich mich richtig erinnere, eine Schußwaffe dabei hatte – panisch ungezielt mehrere Schüsse abgegeben, einer traf einen der Verbrecher tödlich. Sie kennen natürlich das Foto aus den Medien, auf dem er pietätvoll zugedeckt an der Türschwelle liegt. Monatelang ist es dann in unserer ehemaligen k & k Reichshaupt- und Residenzstadt zu keinen bewaffneten Überfällen auf Juweliere mehr gekommen. Das haben Sie nicht artikuliert, wohl aber die Sorge vor bewaffneten Trafikanten.

Zurecht haben unsere Banken die Bargeldbestände dramatisch reduziert, um das Willkommensschild etwas tiefer zu hängen. Ich selbst kenne nun, Kehrseite der Medaille, vier versuchte Bankanschlußdelikte: da wurde nicht das Geldinstitut, sondern die Pensionisten auf dem Nachhauseweg. Die – gottlob war nichts passiert – die Polizei nicht gerufen haben. Wer will schon leichtsinnig erscheinen, sich Scherereien einhandeln? Ihr Gast in der Sendung hat ja selbst gesagt, was von Zeugenaussagen (dunkel, Jeans, Jacke) zu halten und wie nützlich und produktiv dies sei.

Der Vertreter der Polizei war überraschend sachlich, abwägend, vernünftig und juristisch korrekt in seinen Aussagen. Auf Risken, Selbstverantwortung, finale Letztentscheidung, mangelnde professionelle Vorbereitung auf das Worst Case Szenario hat er sehr deutlich hingewiesen. Die Bedenken hatten Hand und Fuß und waren eine Wohltat. Ihre bissigen Statements waren es nicht. Moderiert haben Sie nicht. Sondern Klischees verbreitet. Wo war zB der Hinweis, daß nicht die Waffe tötet, sondern der Mensch? Der Verbrecher? Die Bestie? Der Amokläufer? Der Terrorist und Massenmörder? Der notfalls zu Autos greift oder zu Messern. Den Gästen dankten Sie abschließend noch sophistisch (ich wußte garnicht, daß Sie so zynisch sein können) für den zivilisierten, sachlichen Gedankenaustausch beim sehr heiklen Thema. Ja, die waren sachlich. Sie waren es – meine persönliche Meinung, die ich sehr bedaure – in Ihrer eigentlich zur Neutralität gebietenden Moderation leider nicht.

Du. Sollst. Nicht. Töten. Ich bete zu meinem lieben Herrgott, niemals in eine solche Gewissensnot und Pein zu kommen. Die entsprechenden päpstlichen Enzykliken kennen Sie natürlich. Aber mich durch ideologische Vorarbeit zum Kriminellen zu stempeln, mich quasi wehrlos zu machen, um dann mich als Christ, wie einst die Juden, diesmal von fanatischen Islamisten

(Einschub: für den Begriff „Islam“ gibt es ja viele Auslegungen, wie Sie wissen. Eine lautet „totale Unterwerfung.“ [„ISIS. Der globale Dschihad. Wie der ‚islamische Staat‘ den Terror nach Europa trägt.“ Bruno Schirra, 2. Auflage, Ullstein Verlag Dezember 2016]

wehr- und hilflos abschlachten zu lassen, oder von (Achtung. Klischee) von albanischen oder tschetschenischen enthemmten armen kranken Kriegstraumatisierten nachts im Bett ermorden zu lassen, steht Ihnen nicht zu. Statt all der seltsamen, zeitraubenden Musik in Ihrer wichtigen Sendung (gut, ich hör nur noch Radio Stephansdom zur Berieselung, Ö1 lediglich wegen der klugen Journale. Und Sendungen, auch wenn sie recht verunglücken, schlecht vorbereitet, recherchiert, parteiisch und schwerlastig sind), die nur Zeit stahl, wäre ein Kommentar von Ihnen angebracht gewesen, den alten römischen Rechtssatz zitierend:

Recht muß dem Unrecht nicht weichen.

P.S.: Der Name des Autors ist mir bekannt, unterliegt aber dem Redaktionsgeheimnis.

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Querschüsse
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