Eine Geschichte, die lange her ist. Ich habe das ausgegraben und es paßt recht gut in die Weihnachtszeit und zur Jagd. Daher bringe ich das jetzt noch einmal.
Ich habe das damals für einen recht bekannten Mann geschrieben, der die Jagdprüfung gemacht hat und seither sehr oft bei den Jägern auftritt. Wer das ist, sage ich nicht, vielleicht errät es jemand. In seiner Kolumne ist der Text nicht ganz so gekommen, da hat sicher die Frau Stöckl hineingepfuscht, hätte aber genau so kommen können.
Also aufgepaßt:
Die Jagd, die Jäger und die Geschöpfe Gottes
Als ich die Jagdprüfung bestanden hatte, habe ich mich sehr gefreut und ein wenig stolz war ich auch. Zeit meines Lebens habe ich ja viele Prüfungen gemacht und die Jägerprüfung war sicher nicht die leichteste unter ihnen.
Es heißt, daß diese Prüfung früher einfacher gewesen sei, heute müsse man viel mehr lernen. Jagdrecht, Waffenrecht, Wildkunde, die Jägersprache, Brauchtum, aber auch Praktisches, nämlich den sicheren Umgang mit der Jagdwaffe und das präzise Schießen. Recht so, meine ich. Immerhin haben die Jäger eine große Verantwortung, wenn sie jagen gehen. Die Öffentlichkeit ist heute nämlich sehr kritisch, wenn es um die Jagd geht. Vorurteile regieren und Sachkenntnis ist Mangelware – leider auch in den Medien.
Man ist der Jagd früher viel unbefangener gegenübergestanden. Der erste österreichische Bundeskanzler, Leopold Figl, hat mit großer Begeisterung gejagt und sich dabei auch gerne fotografieren lassen. Jeder hat das gewußt und es akzeptiert. Das wäre heute undenkbar. Kaum ein Politiker, auch wenn er Jäger ist, wagt es noch, sich öffentlich zur Jagd zu bekennen – es könnte ja Stimmen kosten. Politiker sind eben nicht mehr so mutig wie früher.
Heute, wo viele Leute und vor allem Kinder die Natur nur mehr aus dem Fernsehen kennen, verwundert das nicht. Das Fleisch liegt luftdicht verpackt im Supermarktregal und daß ein Schnitzel einmal ein lebendiges Wesen war, wird niemanden mehr bewußt. Und während unsere Jugend jährlich tausende blutrünstige Morde am Bildschirm konsumiert, wird das Erlegen eines Wildtieres zur unerträglichen Schreckenstat.
Fairneß für die Jagd, Fairneß für die Jäger. Es sollte nicht vergessen werden, daß am Anfang der Menschheit die Jagd steht. Wer jagt, begibt sich zu den Anfängen der Menschheit, auch wenn er nicht mehr mit dem Speer sondern mit einer modernen Ausrüstung unterwegs ist. Die Natur selbst hat sich nämlich nicht verändert, das Wild hat sich auch nicht verändert, es hat sich höchstens der Umwelt und der modernen Landschaft angepaßt. Seine Lebensweisen aber, seine Instinkte sind seit Jahrmillionen gleich geblieben und damit hat sich der Jäger auseinanderzusetzen, hat sich hineinzuleben, muß denken und handeln wie das Wild, will er erfolgreich sein.
Und deshalb ist auch Jagd ohne Ethik nicht denkbar. Wer tötet – und der Jäger tötet ja letztlich seine Beute – kann und darf dies ohne Ethik nicht vollbringen. Jäger wird man nicht, indem man eine Prüfung besteht und sei sie noch so schwer. Jäger wird man, wenn man ein reifer, anständiger Mensch ist, wenn man bereit ist, jeden Tag Neues zu lernen, neue Erfahrungen zu machen und im Wild ein Lebewesen, ein Geschöpf Gottes anzuerkennen.
Sankt Hubertus kniet vor dem Hirsch, der ihm mit einem Kreuz im Geweih erscheint. Jeder kennt dieses Bild, es ist unzählige Male von vielen Künstlern dargestellt worden. Es ist das Sinnbild der Jagd: der Mensch beugt sein Knie vor dem Wild, in dem er voller Ehrfurcht seinen Schöpfer erkennt.
Waidmannsheil!
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