Die Deutschen haben sich nicht geändert
Der Historiker Ian Kershaw hat ein Buch über das Ende des Dritten Reichs geschrieben. Es umfaßt die Zeit vom Attentat auf Hitler am 20. Juli 44 bis zum Ende, zum bitteren Ende. Es stellt vor allem die Frage, warum die Deutschen auch nach dem 20. Juli weitergemacht haben und Hitler bis zum Schluß die Treue gehalten haben. Die Frage ist beantwortet.
Denn am Anfang des Buches steht eine Geschichte, eine Geschichte, die sich ähnlich wahrscheinlich unzählige Male zugetragen haben wird und die aber niemand erzählt. Nur diese hat ihren Historiker gefunden.
18. April 1945 in Ansbach. Die Amerikaner stehen vor der Stadt, es kann nicht mehr lange dauern. Der Kreisleiter der Nazis ist bereits abgehauen. Ein junger Mann, der die Sinnlosigkeit des Krieges längst eingesehen hat, macht den Versuch einer Sabotage und schneidet Telefondrähte durch. Es sind die falschen. Der Bursch wird verraten. Verhaftung, Standgericht, das ihn sofort zum Tod verurteilt. Vor der Hinrichtung kann er fliehen, wird aber eingefangen. Der Strick reißt, er rennt wieder davon, man fängt ihn aber ein und hängt ihn endgültig auf. Das alles unter der tätigen und eifrigen Mithilfe der Bürger. Vier Stunden später sind die Amerikaner da, der Krieg ist aus für Ansbach.
Das alles zu kommentieren fällt nicht nur mir schwer. Treu bis in den Tod waren diese Deutschen, treu bis in den Tod eines jungen tapferen Mannes, den dann die Amerikaner vom Strick geschnitten haben. Wem sie hier die Treue gehalten haben, versteht man heute nicht mehr.
Oder – versteht man es doch? Wer zeigt denn heute Abweichler an, Leute, die den Islam kritisieren, Leute, die eine unglaublich Fremdeninvasion beklagen, die gegen die Morde, die Raubüberfälle und die Vergewaltigungen demonstrieren? Sind das nicht auch diese Deutschen? Und warum haben sie sich seit Ansbach 1945 nicht geändert? Weil sie Deutsche sind? Genügt diese Erklärung?
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