Er ist mein Bundespräsident, was soll ich machen?

Er ist mein Bundespräsident, was soll ich machen?

Natürlich habe ich ihn nicht gewählt, aber er ist es nun einmal geworden und daher ist er auch mein Präsident. Denn ich bin ein Demokrat. Darin unterscheide ich mich nämlich von den Linken, die damals – undemokratisch, wie sie eben sind – den gewählten Präsidenten Waldheim weiter beschimpft und desavouiert haben. Die Aufkleber „Ich habe ihn nicht gewählt!“, stolz auf die Rostschüssel gepickt, habe ich noch nicht vergessen.

Gespannt war ich daher auf den Auftritt unseres Präsidenten beim Tag der Leutnante in Wiener Neustadt. Erinnerungen an seine politische Vergangenheit tauchten auf, sein Kampf gegen die Wehrpflicht, die Aktionen seiner Parteigänger gegen das Bundesheer, sein Abscheu vor Waffen, sein Widerwillen gegen jede Verteidigung, gegen Wehrhaftigkeit, all das steigerte die Spannung auf das, was da wohl kommen werde bei dieser militärischen Veranstaltung, der er als Oberbefehlshaber beizuwohnen hatte.

Und tatsächlich ist er gekommen, immerhin, eine Erkrankung, ein plötzliches Unwohlsein hat er nicht vorgeschützt. Das allein ist schon anerkennenswert.

Die Ehrenformation ist er tapfer abgeschritten. Vor den Fahnen ein Halt und ich habe mich gefragt: Was wird er jetzt machen? Wird er, wie seine jungen Grünen jetzt sein präsidentielles Gackerl aufs Flaggerl machen? Vor all den Ehrengästen?

Nichts davon. Er hat, wie es sich gehört, die Fahnen ehrfurchtsvoll mit einer Verneigung gegrüßt. Was er sich dabei gedacht hat, konnte man nicht erkennen. Was ich und viele andere sich dabei gedacht haben, ist wohl klar.

Dann kam seine Rede. Wie ausgewechselt unser Herr Bundespräsident. Auf einmal hörte man von der Bedeutung des Bundesheeres, man hörte sogar etwas von mehr finanziellen Mitteln. Staunenswert, was so ein Amt bewirkt, wenn man es einmal hat. Gar nichts mehr von der Abschaffung des Heeres, nichts mehr davon, daß jemand, der Österreich liebt, Scheiße sein muß. Heimattreue war angesagt und die geistige Lederhose, gegerbt im lieblichen Kaunertal wurde hervorgeholt, zumindest verbal.

Noch eine Hürde galt es zu nehmen: die Überreichung des Ehrensäbels. Auch das hat er mit Bravour und mit wahrscheinlich gut unterdrückter Abscheu vor einer Waffe gemeistert.

Schließlich hat der Herr Bundespräsident auch die Ehrensalve der Bürgergarde ausgehalten, ohne vor Schreck in Ohnmacht zu fallen.

Wir haben also einen Bundespräsidenten. Nochmals: Ich habe ihn nicht gewählt, aber ich habe einen. Und man muß sagen: er hat seine Sache recht gut gemacht. Vergeßlichkeit wäre dabei aber doch recht nützlich. Ich aber habe leider ein recht gutes Gedächtnis.

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Querschüsse
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