Das Glasperlenspiel
Hermann Hesse ist jetzt bereits 90 Jahre tot und das wird gefeiert. Ein Geständnis von mir: Ich mag den Hesse nicht, ich wollte ihn schon in der Schule nicht. Er war mir damals immer zu fad und das hat sich bis heute nicht geändert. Aber Literatur darf auch Geschmacksache sein und mein Geschmack ist das eben nicht.
Im „Spiegel“ wird des Dichters gedacht und das gehört sich natürlich, denn für viele Menschen hat Hesse eine große Bedeutung und er hat sicher vieles bewegt und bewirkt.
Er war ja kein einfacher Mensch und der „Spiegel“ fragt, wie man ihm näher kommt. Wie ihm also näherkommen . . .
„Wie diesem Jungen, der mit 15 einen Revolver erwarb um sich umzubringen?“
Das muß also in den Neunzigern des neunzehnten Jahrhunderts gewesen sein. Da hat sich Hesse mit 15(!) einen Revolver gekauft. Erschossen hat er sich nicht damit und das ist natürlich gut gewesen.
Aber man denke: Damals hat sich ein Bursch mit 15 und mit der durchaus problematischen Befindlichkeit des Dichters ohneweiteres einen Revolver kaufen können, ganz ohne Psychotest, ohne Waffenführerschein, ohne Rechtfertigung und niemand hat etwas daran gefunden. Es gab keine Schulamokläufe, keine Massenmorde, kein Lehrer wurde erschossen.
Was für eine Zeit. Würde man heute einem jungen Mann in diesem Alter einen Revolver überlassen, ich weiß nicht, was dann los wäre.
War die Zeit damals besser? Ich glaube schon. Es hat einen Hermann Hesse gegeben, er war jung und er konnte sich einen Revolver kaufen. Und es ist nicht mehr passiert, als daß der „Spiegel“ heute darüber schreiben kann.
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