Untergrundarbeit/Teasing

Untergrundarbeit

Heute 13.30 in der U 4 – nein nicht in der Disco, in der U-Bahn: Ein ausländischer Mitmensch setzt sich auf die Gleise und droht, sich mit einem mitgebrachten Messer umzubringen. Er will Geld, Unterstützungszahlungen. Die U-Bahn steht, klar, man kann ja den Kerl nicht überfahren. Die 150 Fahrgäste müssen aussteigen. So weit so gut.

Dann aber geschieht das Unglaubliche: Die Polizei erscheint. Aber der Mann wird nicht von den Gleisen entfernt – nein. Es werden mit ihm Verhandlungen aufgenommen. Wahrscheinlich darüber, wann er gedenkt, aufzustehen und den Verkehr freizugeben. Oder wieviel Geld er denn haben möchte. Die Verhandlungen dauern 2 Stunden. 2 Stunden ist die U-Bahn blockiert, tausende Fahrgäste warten oder gehen zu Fuß, 2 Stunden steht der Verkehr in einer Millionenstadt still. Im höllischen Weihnachtsverkehr. Und alles nur, weil ein Mann auf den Gleisen sitzt und man ihn nicht entfernen will, sondern zwei Plauderstündchen abhält. Ich weiß nicht, ob man Tee und Gebäck gereicht hat, um die Unterhaltung etwas lockerer zu gestalten. Ich weiß auch nicht, ob Psychologinnen oder ein Kriseninterventionsteam „vor Ort“, also in der U-Bahn, zugegen waren. Hätte sich aber gehört.

Endlich geschieht das, was schon nach fünf Minuten hätte geschehen müssen: Es wird ein Taser eingesetzt und die Geschichte ist vorbei, der Mensch kann entfernt werden. Der zweistündige Stop hat wahrscheinlich Millionen gekostet, ist aber wurscht.

Man fragt sich, wer hier in unserer schönen, so wunderbar bereicherten Stadt am Werk ist. Man fragt sich, wer Polizeieinsätze behindert, wer den Beamten in den Arm fällt, die sicher gewußt hätten, wie man die Sache in Sekunden löst, es aber nicht durften. Man fragt sich, wem die Bürger dieser Stadt so egal sind, daß sie die zwei Stunden auf die U-Bahn warten lassen, während man mit einem verwirrten Menschen fruchtlose Gespräche führt.

Man könnte natürlich darauf antworten, daß die Verantwortlichen verrückt sind. Das wäre wenigstens eine Entschuldigung. Aber verrückt sind die nicht – nur unfähig.

Teasing

Wieder eine Meisterleistung des ORF: Natürlich wird über die Sache berichtet. Der Taser wird zum Teaser. Erinnert an Strip-tease und das haben die Redakteure wahrscheinlich eher im Kopf als die armen Fahrgäste, die verdrossen durch den dreckigen Schnee stapfen müssen.

Inzwischen wurde das ausgebessert. Immerhin, man ist draufgekommen. Ich habe daher gleich meine ORF-Gebühr eingezahlt. Dieses Monat wollte ich nämlich einen Gebührenstreik beginnen. Es gibt aber jetzt eine Gnadenfrist.

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Querschüsse
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